Samstag, 27.7.
>> Kurze Info vorab, da die Frage des Öfteren kam: Die kompletten Beiträge lassen sich lesen, indem man auf die Überschrift klickt! <<
Die letzte Etappe dieser Tour verläuft im Vergleich zu gestern recht unspektakulär. Mit dem Überqueren der Bockkarscharte befinden wir uns seit gestern nun wieder in Deutschland und im wunderschönen Allgäu. Wir starten am Morgen gemeinsam mit Miri, die noch eine Weile den gleichen Weg hat, bevor sie in Richtung Edmund-Probst-Haus abbiegt. Miri studiert übrigens Forstingenieuerwesen in Bayern und kennt sich ziemlich gut mit den ganzen Pflanzen- und Blumennamen aus. Wir bekommen dadurch noch mal einen ganz anderen Blick auf die Umgebung und nehmen Sachen wahr, für die wir vorher kein Auge hatten. Miri hat außerdem von Kindheit an fast jedes Jahr mit ihren Eltern den Urlaub im Allgäu verbracht und kann fast jeden Gipfel, jedes Tal etc. benennen – beeindruckend!
Unser letzter Anstieg der Alpenüberquerung führt uns hinauf zum Sattel vom Himmeleck (1983m), wo wir eine Porridge-Frühstückspause einlegen und uns von Miri verabschieden. Vom Sattel haben wir einen wunderbaren Blick auf die Höfats, den wohl interessantesten Grasberg der Allgäuer Alpen. Ebenso erhebt sich neben uns der Gipfel Schneck, der laut Miri aussehen soll wie das gleichnamige Tier mit seinem spiralförmigen Kalkpanzer. Aus der Nähe betrachtet können wir dies nicht wirklich erkennen. Beim Abstieg ins Oytal und aus der Ferne betrachtet erinnert die Form schon mehr an eine Schnecke 🐌❤️.
Beim Abstieg ins Oytal fällt uns übrigens positiv auf, dass sich fast ausschließlich Biker ohne Elektroantrieb und allein mit ihrer Muskelkraft den Berg hinaufquälen – es sind bestimmt Dutzende und die Steigung ist nicht ohne. Respekt!
Durch das Oytal läuft es sich dann angenehm leicht und die Tagestouristen tummeln sich zunehmend um uns. Vom Oybach wechseln wir schließlich zur Trettach, wo sich uns der gelbe Weg der Via Alpina anschließt. Am Ende kommt eben alles zusammen.
Und nach einer weiteren halben Stunde treten wir aus dem Wald heraus und befinden uns plötzlich in Oberstdorf! Ich kann es zu diesem Zeitpunkt noch nicht recht begreifen, dass wir am Ziel sind, es fühlt sich noch so unwirklich an. Morgen wird kein Rucksack mehr gepackt und gesattelt, werden keine Schuhe geschnürt, kein Routenverlauf studiert und die Höhenmeter ausgerechnet. Ab morgen gibt es kein Porridge mehr zum Frühstück sondern stattdessen Kaffee und Brötchen im Hostel, in dem wir nun noch für zwei Tage ausspannen, bevor sich unsere Wege wieder trennen und Martin zurück in die Heimat fährt. Ich werde indes noch ca. weitere zwei Wochen mit Onkel, Tante und Cousin im Allgäu verbringen und kann mich mal ganz entspannt ohne schweres Gepäck bewegen. Mein Rücken kann aufatmen.
In Oberstdorf gönnen wir uns in einem der zahlreichen Restaurants ein Ziel-Bier/Radler und und eine Pizza. Es ist geschafft, die Alpen sind überquert! Insgesamt war ich nun 54 Tage unterwegs, etwa 7,5 Wochen, davon hat mich Martin ab Tag 31 für ca. 3 Wochen begleitet. Ich habe ca. 830 Kilometer zurückgelegt, es ging ca. 44.000 Höhenmeter nach oben und ca. 43.000 Höhenmeter bergab. Meinen anfänglichen Sorgen, ob ich diese Route überhaupt schaffe, habe ich mich erfolgreich entgegengestellt. Die ersten Wochen alleine, später dann gemeinsam mit Martin. Keines der Hindernisse konnte uns aufhalten: Blasen an den Zehen oder sonstige Fußbeschwerden, Regen, Gewitter, Sonne, Magen-,Rücken- oder Knieprobleme, Insektenstiche und auch keine auf dem Weg stehenden Kühe. Kein noch so steiler Berg war vor uns sicher und auch meine vorher größte Sorge, die Querung zahlreicher Schneefelder aufgrund des diesjährigen vielen Restschnees war im Endeffekt kein allzu großes Problem. Ich habe etliche Alpenregionen durchquert, angefangen bei den Julischen Alpen in Slowenien, den Karawanken, den Karnischen Alpen und den Dolomiten. Ab dem Pustertal ging es mit Martin noch ein paar Tage weiter durch Südtirol, anschließend durch die Zillertaler und Tuxer Alpen, das Karwendelgebirge, das Wettersteingebirge und letztlich durch das Lechtal wechselnd in die Voralpen, das Allgäu. Und nun stehen wir hier in Oberstdorf, am Ende angelangt.
Aber jedes Ende kann auch wieder ein Anfang sein, denn schließlich endet nur der Ostbogen des roten Weges in Oberstdorf. Über den Westbogen geht es in ca.100 Etappen noch weiter bis nach Monaco – wer weiß!

Letzter Anstieg auf dem Weg zum Hostel. Im Hintergrund ist der Ortskern von Oberstdorf zu sehen Dieses Bild war hart erkämpft: 30 Minuten sind wir durch Dauerregen gelaufen, um dorthin zu gelangen!
Lieber Alpen-Schorsch,
als erstes verdient diese wunderbare Tour meinen allergrößten Respekt und ich möchte meine Bewunderung darüber ausdrücken, dass Du alles so gut gemeistert hast und so Vieles erleben durftest.
Vielen Dank für den jeden Tag interessanten Blog, der oft so spannend geschrieben war und mir beim Lesen Freude gemacht hat.
Danke auch für den einen Tag, den wir Dich auf Deiner Tour begleiten konnten.
Dein Papa
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Hallo Alpen-Schorsch
Auch ich habe jeden Tag mit Spannung deine neue Geschichte erwartet. Hut ab vor der Leistung, die du hier erbracht hast. Wenn man selber nicht die Möglichkeit hat, so etwas zu erleben, so erfreut es doch sehr, die Abenteuer mit zu „erlesen“.
Ich würde mich freuen, wenn wir uns beim CCT Treffen wiedersehen.
Liebe Grüße
Robert.
PS: und schneide dir nicht den Bart, er steht dir gut und ein Mann muss ein Mann im Leben einen ordentlichen Vollbart haben. 😁
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Hallo Alpen- Schorsch, wie wir lesen und sehen konnten hast du dir einen wunderbaren Traum erfüllt, den dir keiner mehr nehmen kann. Super Leistung und Durchhaltevermögen. Ein bisschen Leid sieht man sich schon. Alles gute und noch viel schöne zeit in den Bergen wünschen dir Karina und klaus aus österreich
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Hallo Alpen-Schorsch
Endlich habe ich auch mal Urlaub, morgen geht es, leider nur für eine Woche, auch in die Alpen, der Wiener höhenweg soll es werden.
Dein Blog ist klasse und öffnet mir persönlich oft die Augen.
Vor meinen 50.geburtstag habe ich es auch vor, zumindest einen fernwanderweg zu erwandern.
Klasse Leistung und hammer Berichte.
Gruß Heiko
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