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“Orient in den Alpen“

Sonntag, 21.7.

Da habe ich das Wetter in meinem letzten Beitrag zu früh gelobt: am späten Samstagnachmittag/Abend ist schon in der Ferne zu sehen, dass sich ein Gewitter über der Zugspitze zusammenbraut, was sich uns langsam nähert. Ich stehe noch lange draußen und beobachte das Spektakel am Himmel. Mich fasziniert die Vermischung verschiedener Farb- und Helligkeitstöne: während der Himmel in Richtung Garmisch-Partenkirchen noch von der Sonne angeschienen wird und rot leuchtet, sieht es weiter südwestlich schon bedrohlich dunkel aus und der Himmel wird durchzogen von Blitzen. Als es auch an der Meilerhütte zu regnen beginnt, beobachte ich das Geschehen weiter aus der Hütte heraus. Später verkrieche ich mich ins Bettenlager und höre dem Regen zu, wie er konstant auf das Dach prasselt, was irgendwie sehr beruhigend wirkt.

Am nächsten Morgen hat sich das Wetter leider nicht viel gebessert, es ziehen immer wieder Nebelfelder auf und es herrscht ein Wechsel zwischen Niesel-und Starkregen. Da keine große Besserung in Sicht ist, machen wir uns auf den Weg, und steigen über 1000m ins Reintal ab. Nach ca. 1,5h kommen wir, schon halb durchnässt, am Schachenhaus an. Wir haben schon vorher gehört, was uns hier mitten in den Bergen erwarten soll, wollen es aber noch einmal mit eigenen Augen sehen, daher nehmen wir an einer Führung teil.

Das Schachenhaus ist ein Schloss, was sich König Ludwig II. im Jahre 1871 in der Einsamkeit der Berge errichten ließ. Und das an einem wunderbaren Aussichtspunkt, umrahmt von den mächtigen Gipfeln des Wettersteins. Die Räume im Erdgeschoss sind eher schlicht gehalten, die eigentliche Überraschung folgt im Obergeschoss. Als wir eine enge Wendeltreppe hinaufsteigen, erwartet uns ein wahrer Prunkraum nach orientalischem Vorbild: egal wo wir hinschauen, alles ist vergoldet, von der Decke hängt ein riesiger Leuchter, in der Mitte steht ein Brunnen, der beleuchtet werden kann, es gibt mehrere Weihrauchfässchen und auf dem Fußboden liegt ein schön verzierter, persischer Teppich. Zudem stehen zahlreiche Fächer bereit, mit denen die Diener dem König frische Luft zuwedeln konnten. Die Einrichtung ist noch größtenteils im Originalzustand von damals. Wir fühlen uns wie in 1001 Nacht versetzt und genau das war wohl auch das Anliegen von König Ludwig II: für eine zeitlang der Realität entfliehen und sich seine eigene Welt schaffen. Oder wie unser Guide es sagte: „dem Weltgeschehen entrückt“. Und das ist ihm hier auf jeden Fall gelungen. Vom gleichen König stammt übrigens auch das bekannte Schloss Neuschwanstein.

Wir verlassen begeistert den Orient und treten zurück in die Wirklichkeit. Diese besteht leider nach wie vor aus Regen, der unsere Regensachen erneut voll in Anspruch nimmt. Bis zum Reintal wird es bis auf kurze Pausen nicht weniger mit den Regengüssen. Gegen Mittag erreichen wirschließlich die Bockhütte, wo wir beschließen, etwas Warmes zu essen. Leider sind wir heute noch nicht zum Frühstücken gekommen und haben bis auf ein paar Müsliriegel noch nichts gegessen. Da kommt eine Portion Hüttennudeln gerade recht und verleiht uns genug Energie für den Rest des Weges. Tagesziel ist die Reintalangerhütte, den Weg dorthin können wir endlich ohne Regen fortsetzen und irgendwann setzt sich dann die Sonne durch. Da jedoch für abends erneut Regen angesagt ist, wollen wir in der Hütte schlafen. Die kommenden Tage sind warme Temperaturen und Sonne angesagt und da findet sich bestimmt wieder eine Möglichkeit zum Biwakieren.

Auf der Hütte bekommen wir ein Matratzenlager mit 11 Plätzen (Doppelstock) zugewiesen, was noch ganz gut ist, da es auch 30er Lager gibt. Allerdings habe ich so schmale Matratzen noch nie gesehen, wir liegen da wie in einer Sardinenbüchse. Ich habe noch dazu den oberen Randplatz bekommen und zwar nicht den an der Wand liegenden: falls ich runterfalle (es gibt kein Gitter o.ä.), dann direkt auf den Darunterliegenden, da es unten eine Matratze mehr gibt als oben. Zum Glück sind bis 20 Uhr nur 5 Gäste im Zimmer und ich unterhalte mich lange mit unseren Bettnachbarn, einem Paar aus Regensburg, das wie viele andere auch unterwegs zur Zugspitze ist. Ich bereite mich schon darauf vor, mit meinem Schlafsack auf eine der unteren Matratzen umzuziehen, als gegen 21:30 Uhr tatsächlich noch fünf Gäste kommen, denen die unteren Plätze zugewiesen worden sind. Vorbei ist es nun leider mit der Ruhe und Gemütlichkeit und ich quetsche mich wieder auf meinen oberen Randplatz. Zumindest sind von den oberen fünf Plätzen nur vier belegt und es verteilt sich etwas besser.

Hinuntergefallen bin ich in der Nacht zum Glück nicht, allerdings hat sich mein MP3-Player nach unten verabschiedet, sodass ich in der Nacht musiklos war und leider etliche Schnarcher ertragen musste.

Morgen wird es wieder Zeit fürs Draußenschlafen!

P.S.: Im Schachenhaus durfte nicht fotografiert werden, das könnt ihr also z.B. über eine Suchmaschine finden 😉

Das Schachenhaus
Blick in das Reintal

Hmm..Mist 🙈

Die idyllisch gelegene Reintalangerhütte

Veröffentlicht von Alpen-Schorsch

Ich habe mir dieses Jahr den Traum einer Alpenüberquerung erfüllt. Mein Weg führte mich von Trieste nach Oberstdorf, es handelt sich um den Ostbogen der Via Alpina (roter Weg). Insgesamt war meine Tour in ca. 51 Etappen eingeteilt, mit Puffer und Pausentagen habe ich in etwa zwei Monate eingeplant. Geschlafen wurde auf Hütten, in Pensionen und sofern es das Wetter zuließ, gerne so oft wie möglich unter freiem Himmel. Für weitere Infos zur Tour könnt ihr gerne mal auf der offiziellen Website vorbeischauen: http://www.via-alpina.org/de/page/237/der-rote-weg In einem meiner ersten Beiträge findet ihr zudem eine Übersichtskarte der Alpen, in welcher der rote Weg eingezeichnet ist. Bei weiteren Fragen gerne per Mail melden: georgloesel@gmx.de

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