Dienstag, 16.7.
Das Wetter verspricht heute einen sonnenreichen und warmen Sommertag und somit bestehen gute Chancen, heute mal wieder draußen schlafen zu können. Doch zunächst stehen uns noch ca.1700m Abstieg nach Schwaz bevor.
Von der Kellerjochhütte bis zum Gratzenkopf verläuft der Weg in leichtem bergab und folgt dem Grat, somit haben wir eine gute Aussicht nach beiden Seiten. Danach geht es in engen Serpentinen steil bergab durch nasses, hohes Gras und später durch den Wald. Irgendwann wird der Weg breiter und wir folgen einem angenehmen Schotterweg. Der Weg bis zur Silberstadt Schwaz zieht sich ganz schön und wir sind froh, als wir gegen Mittag endlich da sind. Allerdings ist geplant, in Schwaz nur etwas zu essen, Vorräte aufzufüllen und dann weiterzuziehen. Die Stadt ist schon recht groß und laut und es prasseln wieder sehr viele Einflüsse auf mich ein. Umso schöner ist es, den Lärm beim Aufstieg langsam hinter sich zu lassen. Wir queren die Ortschaft Fiecht, die bekannt ist für ihr Benediktinerkloster. Von nun an befinden wir uns im Karwendelgebirge bzw. nähern uns diesem mit rasantem Tempo.
Als der Lärm gänzlich verschwunden ist, machen wir eine Rast und schauen uns derweil nach einer Schlafstätte um. Ich entdecke am Waldesrand eine kleine Jagdhütte und schaue mir dies genauer an. Sie ist zwar verschlossen, hat jedoch eine schöne große Terrasse mit Blick auf die Berge. Es scheint, als sei lange keiner mehr hier gewesen, es sieht alles sehr verlassen aus. Daher setzen wir uns zunächst auf die Terrasse und freuen uns, etwas gefunden zu haben.
Eine halbe Stunde später kommt allerdings ein Auto angefahren und der Besitzer nähert sich der Hütte. Scheint wohl doch nicht so leerstehend zu sein, wie ich dachte. Er räumt zunächst ein paar Sachen in die Hütte, bevor er uns schließlich bemerkt. Er ist im ersten Moment verständlicherweise überrascht, bietet uns dann aber einen Kaffee an und wir unterhalten uns ein wenig. Es stellt sich heraus, dass er heute selber auf der Terrasse schlafen will, da heute Vollmond ist und er sich das Spektakel im Freien ansehen will.
Somit wird uns klar, dass dies heute nicht unser Schlafplatz werden wird und wir weitersuchen müssen. Heißt konkret, dass wir nach Verabschiedung des „Hüttenchefs“ noch über eine Stunde aufsteigen, bevor wir etwas passendes finden. Wir haben es bis kurz vor die Stallenalm geschafft und somit schon einen Großteil der eigentlich für morgen geplanten Etappe hinter uns.
Wir lassen uns schließlich auf einer Weidefläche nieder und sind vom Wanderweg aus nur teilweise sichtbar. Wasser haben wir in weiser Voraussicht in Schwaz nachgefüllt. Es gibt zwar direkt neben uns ein Flussbett, dies ist aber leider schon ausgetrocknet. Beim Erkunden der Gegend entdecke ich jede Menge Walderdbeeren, die ich sogleich pflücke – ein willkommener Nachtisch und eine schöne Abwechslung zur Tütensuppe 😋.
Die Nacht ist angenehm mild, wir können erneut die Sterne beobachten, nur leider verdecken ein paar Gipfel den Blick auf den Mond. Um uns herum fliegen allerdings unzählige Glühwürmchen und veranstalten für uns ein schönes Schauspiel. Ich bin indes froh, dass es heute mit der Nacht im Freien klappt und schlafe zufrieden ein.
