Sonntag/Montag, 14./15.7.
Der Sonntag ist bei uns kein Ruhetag, die Pause haben wir schon gestern vorgezogen. Stattdessen beginnt unsere heutige Tour gleich mit einem Aufstieg zum Penken. Meine Beine sind heute etwas schwerfälliger und somit ist der Aufstieg schon die erste Herausforderung für mich. Oben angekommen geht es jedoch erst einmal größtenteils geradeaus bzw. teilweise bergab. Das Wetter hat sich heute übrigens gebessert, es ist zwar stark bewölkt, regnet aber zumindest nicht bzw. nur kurz und leicht. Bei Temperaturen um die 10–12 Grad läuft es sich recht angenehm und unbeschwert. Ab der Ortschaft Mösl geht es dann wieder bergan und in ca.2 Stunden sollen wir die Rastkogelhütte erreichen, die wir bereits aus der Ferne erblicken können. Der Weg zieht sich jedoch in endlosen Kehren hinauf und es dauert eine gefühlte Ewigkeit, bevor wir oben ankommen. Leider entpuppt sich die Hütte als die schlechteste, auf der ich je gewesen bin. Dies liegt an der Gastwirtin, die uns schon zu Beginn ohne ersichtlichen Grund sehr unfreundlich begrüßt und nur kurze bzw. patzige Antworten gibt. Es herrscht allgemein ein Gefühl vor, nicht willkommen zu sein und das Gastwirt-Ehepaar versteht es in keinster Weise, Gastfreundlichkeit auszustrahlen. Wir entschließen uns aus diesem Grund, kein Essen zu bestellen und uns draußen in der Natur mitgebrachte Nudeln zuzubereiten. Dies wird uns später auf der Rechnung mit 5€/Person als „Infrastrukturbeitrag“ angerechnet. Diese Gebühr ist eigentlich dafür ausgeschrieben, falls man den Selbstversorger-Raum nutzt, was bei uns nicht der Fall war (falls es überhaupt einen gab). Ich versuche, mich nicht weiter aufzuregen, was mir schwerfällt. Ich bin immer noch fassungslos über so viel Unfreundlichkeit an diesem Ort.
Am nächsten Morgen kann ich es kaum erwarten, diese Hütte zu verlassen und möglichst schnell möglichst viele Kilometer zwischen mich und die Hütte zu bringen.
Martin und ich steigen im Nebel über das Sidanjoch ab. Als wir die Pfundsalm erreichen, verzieht sich der Nebel und die Sonne lässt sich ab und zu blicken. Wir legen eine Frühstückspause ein und grüßen zahlreiche aufsteigende Wanderer, die uns fast alle freundlich zurückgrüßen und einen guten Appetit wünschen. Unser Weg führt uns langsam aber stetig hinab zum Winterskigebiet Hochfügen, welches im Sommer leider nicht so ansehnlich erscheint. Anschließend geht es wieder hinauf und wir erreichen den Loassattel. Dies wäre das Ende der Etappe, allerdings steigen wir noch zur Kellerjochhütte auf 2218m auf. Wir müssen dem schlechten Erlebnis der gestrigen Hütte entgegenwirken und die Kellerjochhütte ist tatsächlich das komplette Gegenteil: die Begrüßung ist sehr nett und herzlich und es herrscht in der ganzen Hütte eine wohlige Atmosphäre. Unglaublich, was das ausmacht. Die Hütte liegt zudem in aussichtsreicher Lage, wir blicken ins Inntal und sehen in der Ferne Innsbruck. Und wir können auch schon das Karwendelgebirge ausmachen, was wir in den nächsten Tagen durchqueren werden.
Gegen Abend findet immer wieder die Sonne ihren Weg durch die Wolken und beschert uns ein schönes, farbiges Lichtspiel am Himmel. Dieser Tag entschädigt auf jeden Fall für die gestrige unschöne Erfahrung!
