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“Dreiköpfiger Drache“

Montag, 8.7.

Gestern Nachmittag sind wir im Regen in „Sand in Taufers“ angekommen und haben uns für eine Pension entschieden.

Nach einem ordentlichen Abendessen sind wir wieder recht früh ins Bett, da wir schon wussten, was uns am nächsten Tag erwartet:

die heutige Etappe gleicht einer Monster-Tour und hat uns einiges abverlangt. Laut der Outdoor-App sind es über 9 Stunden reine Gehzeit, inklusive etlicher Höhenmeter. Da es in der Pension erst 7:30 Frühstück gibt, starten wir erst nach 8:30, wir müssen also schnell vorankommen.

In der offiziellen Tourenbeschreibung der Via Alpina steht, dass wir uns den Aufstieg sparen und stattdessen durch eine Liftfahrt ersetzen können. Dies kommt für uns nicht in Frage und wir sparen uns stattdessen die 15€ für den Lift.

Ob wir unser Tagesziel auf der Hütte erreichen, ist uns am Morgen noch nicht klar. Wir sind jedenfalls darauf eingestellt, uns gegebenenfalls auch unterwegs einen Biwakplatz einzurichten. Allein das Wetter ist heute noch sehr ungewiss: es ist durchgängig bedeckt, sehr unbeständig und wir müssen mit Regenschauern rechnen. Zudem ist es mit 8-10 Grad nicht unbedingt warm. Dies soll uns aber nicht weiter stören und wir starten voller Elan in den Tag.

Heute ist es Martin, der voraus rennt und den Aufstieg motiviert vorantreibt. Ich freue mich über seinen Ehrgeiz und darüber, dass er so schnell in unsere Tour reingefunden hat. In nicht einmal zwei Stunden sprinten wir ca. 1100 Höhenmeter bergauf bis zur Michlreis-Alm. Bei den Hinweisschildern am Wegesrand verlese ich mich des Öfteren und bekomme zunehmend Hunger auf Milchreis. Leider steht der auf der Alm nicht zur Auswahl und so ziehen wir weiter bergauf Richtung Sonnklar-Alm. Ab hier ist der größte Teil des Aufstiegs geschafft. Was wir bisher an Höhe bewältigt haben, müssen wir nun noch an Laufstrecke aufholen: dem Kellerbauerweg in nordwestlicher folgend geht es ca. 14km bis zur Chemnitzer Hütte. Der Weg liegt konstant auf einer Höhe zwischen 2200-2500m und es sind somit nur vereinzelt Anstiege zu bewältigen, die dafür aber um so knackiger ausfallen.

Die Kilometer ziehen sich ewig und jeder weitere Schritt kostet uns mehr Energie. Wir passieren etliche Übergänge wie Gorner Joch, Lappacher Jöchl und Nevesjoch, ehe wir den Tristensee erreichen. Diesen hatten wir zu Beginn als mögliche Biwakstelle anvisiert. Allerdings ist es nun nicht mehr weit bis zur Hütte und das Wetter zeigt keine Besserung, sondern lässt eher erkennen, dass es bald regnet. Daher legen wir eine Rast am idyllischen Bergsee ein, sehen sogar ein paar Fische umherspringen und rüsten uns schließlich für den letzten Kraftakt.

Und dies wird es tatsächlich: der letzte Wegabschnitt quert einen Hang mit großen Gesteinsbrocken und ein Schild weist darauf hin, diesen Abschnitt aufgrund von Steinschlaggefahr möglichst zügig zu laufen. Sehr aufbauend – und vor allem schwer möglich, da die Fortbewegung teilweise nur kletternd möglich ist. Zu guter letzt folgen eine Menge ausgedehnter Schneefelder, die noch mal volle Konzentration und Trittsicherheit verlangen.

Diese Tour hatte bis zum Ende wirklich alles zu bieten und Martin fragt zu Recht, ob denn als nächstes noch ein dreiköpfiger Drache zu bewältigen sei.

Dieser bleibt zum Glück aus, dafür erreichen wir kurze Zeit später gegen 17 Uhr die Chemnitzer Hütte auf 2420m, passend dazu lässt sich die Sonne für einen Moment blicken.

Die Begrüßung durch den Hüttenwirt Roland ist sehr herzlich und wir fühlen uns sofort wohl. Und da es später noch anfängt, dauerhaft zu regnen, haben wir mit der Hütte die richtige Wahl getroffen.

Auch wenn uns die Tour sehr gefordert hat, war es eine landschaftlich sehr reizvolle und eine der schönsten Touren bisher. Insgesamt haben wir heute 22km, 2070m bergauf sowie 570m bergab hinter uns gebracht und sind ein gutes Stück vorangekommen.

Nur ein dreiköpfiger Drache könnte unsere Erlebnisse nun noch übertrumpfen.

Veröffentlicht von Alpen-Schorsch

Ich habe mir dieses Jahr den Traum einer Alpenüberquerung erfüllt. Mein Weg führte mich von Trieste nach Oberstdorf, es handelt sich um den Ostbogen der Via Alpina (roter Weg). Insgesamt war meine Tour in ca. 51 Etappen eingeteilt, mit Puffer und Pausentagen habe ich in etwa zwei Monate eingeplant. Geschlafen wurde auf Hütten, in Pensionen und sofern es das Wetter zuließ, gerne so oft wie möglich unter freiem Himmel. Für weitere Infos zur Tour könnt ihr gerne mal auf der offiziellen Website vorbeischauen: http://www.via-alpina.org/de/page/237/der-rote-weg In einem meiner ersten Beiträge findet ihr zudem eine Übersichtskarte der Alpen, in welcher der rote Weg eingezeichnet ist. Bei weiteren Fragen gerne per Mail melden: georgloesel@gmx.de

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