7. Juni 2019 – Teil 2
In Crni Vrh sollte eigentlich Schluss sein für heute, aber mein Körper sagt, dass er noch Power hat. Und man soll ja auf seinen Körper hören. Noch dazu entdecke ich einen kleinen Einkaufsladen. Der ist mir wohl bei meiner Recherche entfallen; oder er ist so klein, dass er im Internet nicht auftaucht. Ich freue mich jedoch riesig und kaufe mir sofort ein eiskaltes Süßgetränk und eine Tafel Schokolade-für echt wenig Geld.
Die nächste Etappe geht von Crni Vrh nach Idrija, bis dahin sind es knapp 13km, eindeutig zu viel nach meinen bisherigen Kilometern heute. Unterwegs sind leider keine Unterkünfte eingezeichnet, bei denen ich nächtigen könnte. Zwischendurch kommt nur ein Gebiet mit Neubauten, vielleicht frage ich dort mal nach. Ich erinnere mich an etwas, was mir Marina erzählt hat, die ich vor ein paar Tagen unterwegs getroffen habe. Sie spricht ab und zu Leute an, ob sie bei denen im Garten campen kann. Meist ist es kein Problem und wenn man Glück hat, wird einem sogar ein Bett, eine Dusche und etwas zu essen angeboten.
Dies war bisher nicht meine Art, ich beschließe aber, dies heute mal auszuprobieren. Nach ca 5km erreiche ich Idrijski Log. Es dauert nicht lange, als ich auf ein paar Männer stoße, die gerade am Arbeiten sind. Ich nehme all meinen Mut zusammen und spreche einen von Ihnen an, der ein wenig Englisch kann. Allerdings bleibt es bei dem „Wenigen“ und wir können uns nicht richtig verständigen. Ich ziehe also weiter an bin schon fast am Ende des Ortes. Ich kann schon das letzte Haus erkennen, bevor der Weg wieder in den Wald führt. Ich bin unschlüssig, ob ich an dem Haus klingeln soll oder einfach weitergehe. In ein paar Kilometern kommt dann noch ein Bauernhof, vielleicht habe ich da Glück. Zudem schreckt mich das Achtung Hund-Schild ab. Ich bin schon fast am Haus vorbei, als ich beschließe, es doch noch mal zu versuchen. Es stehen zwei Autos vor dem Haus, es muss also bestimmt jemand da sein.
Wer nicht wagt, der nicht gewinnt!
Als ich klingle, öffnet nach kurzer Wartezeit ein Mann um die fünfzig. Er kann ein bisschen besser Englisch und wir können uns zumindest verständigen. Er wirkt bei meinem Anliegen, bei ihm im Garten zu schlafen, zunächst etwas skeptisch und ich befürchte schon, dass er ablehnt. Also rede ich einfach noch ein bisschen weiter und erzähle von meiner Alpenüberquerung, wo ich morgen hinlaufe undsoweiter. Schließlich scheint der Mann wohl doch überzeugt und zeigt mir eine Art Nebengebäude, in dem sich eine gemütliche Gästewohnung befindet. Und auf einmal geht er voll auf in seiner Rolle als Gastgeber. Er muss das Wasser noch zum laufen bringen, was den Winter über abgestellt war und er saugt sogar noch einmal durch. Ich versuche ihm zu erklären, dass das alles nicht nötig ist und dass ich nur einen Ort zum schlafen brauche, ich hätte mich auch mit einer Wiese zufrieden gegeben.
Später spendiert er mir noch ein slowenisches Bier und lädt mich auf eine Spritztour mit seinem Jeep ein. Mit dem Jeep rasen wir dann unglaublich schnell holprige Waldwege entlang und Beno zeigt mir die Gegend. Es ist wie immer atemberaubend schön und ich kann mein Glück gar nicht fassen, ich bin überwältigt von so viel Gastfreundschaft!
Beno will mich später nicht ohne Essen ins Bett gehen lassen, auch wenn ich wie immer dankbar ablehnte. Auch hört er nicht auf, mich mit Essen für den morgigen Tag zu versorgen: Müsli Riegel, Power Drink, Brötchen, Trink-Joghurt und eine Dose mit Thunfisch 🙈
Gegen 22Uhr verabschiede ich mich dann ins Bett. Beno hat den gleichen Plan, er muss morgen früh zur Arbeit. Wie sich herausstellt, arbeitet er in Idrija als Polizist. Da ich morgen an diesem Ort vorbeikomme, lädt er mich ein, ihn auf der Polizeistation zu besuchen.
Somit geht ein ereignisreicher Tag zu Ende und ich habe für heute genug geschrieben. Gute Nacht. 🌙
