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“Es geht bergauf…“

Samstag, 9. Juni 2019


… und bergab mit den Gefühlen. Der heutige Tag war wieder das reinste Gefühlskarussell und hat mich nah an meine Grenze gebracht.
Die letzte Nacht habe ich wieder im Freien verbracht. Geschützt hinter einer kleinen Hütte mit Blick in das Tal und auf die gegenüberliegenden Berge. Der Platz war perfekt, von keiner Seite konnte ich entdeckt werden!
Das Draußen-Schlafen bringt mit sich, dass ich wach werde, sobald es hell wird. Dies ist gegen 5 Uhr der Fall. Was folgt, ist wie immer frühstücken und zusammenpacken, kurz nach 6Uhr bin ich dann losgewandert. Heute war, glaube ich, bisher der längste Wandertag, insgesamt war ich 12Stunden unterwegs. Ich hatte geplant, Etappe 7 zu beenden und dann die achte bis zur Hälfte zu laufen. Damit hätte ich locker 19km gehabt, passt! Aber wie das mit Plänen so ist…
Bis zum geplanten Ende bin ich gut vorangekommen, es ging hauptsächlich über wunderschöne Almwege und durch den Wald. Gegen 11:30 kam ich wie geplant in Bolnica Franja an und bekam endlich ein warmes, lang ersehntes Essen sowie ein Gurken-Radler (Nachfragen sind erlaubt 😋).
Nach einer fast zweistündigen Pause hatte ich wieder Kraft getankt und konnte mich nicht damit zufrieden geben, dass dies mein heutiges Ziel sein soll. Zudem stört es mich schon die ganze Zeit, dass ich immer in der Mitte einer Etappe ende. Wenn ich heute noch zum Berg Porezen aufsteigen würde, dann hätte ich die achte Etappe vollendet und wäre wieder im richtigen Rhythmus. Und bis Porezen sind es nur 7km.
Allerdings kommen noch über 1000 Höhenmeter dazu, die ich aufsteigen muss. Klingt hart aber machbar.
Der Aufstieg ist wie erwartet sehr anstrengend, ich komme nur langsam voran, muss alle paar Meter Pause machen und der Rucksack zieht mich nach hinten. Erschwerend kommt die Sonne hinzu, die unerbittlich auf mich herab scheint und mich spüren lässt, dass es heute bis zu 26grad sind. Zum Glück verläuft der Weg anfangs im Schatten und direkt neben dem Weg fließt ein Bach, an dem ich meinen Wasservorrat auffüllen kann. Der Bach entfernt sich leider zunehmend – genauso wie meine Motivation. Zwischendurch schrecke ich ein Reh auf. Es hat wahrscheinlich nicht damit gerechnet, dass hier jemand hochläuft. Habe ich vorhin auch noch nicht. Der Weg zieht sich und geht steil bergauf.
Und wieder einmal frage ich mich, was das alles soll, was das nur bringt. Spätestens, als ich gegen 18Uhr mit letzter Kraft den Gipfel erreiche (1630m), weiß ich wieder, warum ich mir das antue. Dieser Moment ist unbeschreiblich und löst Hochgefühle aus.
Somit habe ich heute 26km sowie 1750hm (hoch) & 1000hm (bergab) absolviert. Die nächsten Tage lasse ich es definitiv ruhiger angehen 😉
Nicht weit vom Gipfel befindet sich eine Berghütte, in der ich nächtigen will. Allerdings sieht sie geschlossen aus, was sich dann leider auch bewahrheitet. Ich hatte von Marina schon davon gehört, wollte es jedoch trotzdem probieren. Ich gehe einmal um das Haus herum in der Hoffnung, dass es irgendwo Trinkwasser gibt – leider nein. Mit der Stimmung geht es sofort wieder bergab, ich habe nur noch 200ml Wasser, die ich mir dann bis morgen gut einteilen muss.
Frustriert will ich mich vor die Hütte setzen und erstmal eine Runde schmollen. Draußen schlafen ist kein Problem, jedoch kann ich ohne Wasser auch nichts kochen, geschweige denn trinken.
Im Hintergrund entdecke ich noch ein anderes Gebäude sowie ein WC. Vielleicht gibt es da ja Wasser.
Als ich auf der Rückseite des anderen Gebäudes ankomme, steht dort in großen Buchstaben „BIVAK“ geschrieben. Ich entriegele die Holztür und kann meinen Augen nicht trauen: es gibt ein einfaches Notbett. In der Ecke steht zudem Dosenbier sowie:
WASSERflaschen
Und das Beste: die Getränke sind gekühlt, müssen also erst vor Kurzem für arme Wanderer wie mich dort platziert worden sein. Mit der Stimmung geht es schlagartig wieder nach oben und ich gönne mir erstmal ein kühles Bier. Natürlich mit Blick auf die Berge. Ganz im Hintergrund taucht schon der Triglav-Gipfel auf, der höchste Berg Sloweniens.
Prost 🍻

Meine kleine, feine Biwakhütte 😍

Veröffentlicht von Alpen-Schorsch

Ich habe mir dieses Jahr den Traum einer Alpenüberquerung erfüllt. Mein Weg führte mich von Trieste nach Oberstdorf, es handelt sich um den Ostbogen der Via Alpina (roter Weg). Insgesamt war meine Tour in ca. 51 Etappen eingeteilt, mit Puffer und Pausentagen habe ich in etwa zwei Monate eingeplant. Geschlafen wurde auf Hütten, in Pensionen und sofern es das Wetter zuließ, gerne so oft wie möglich unter freiem Himmel. Für weitere Infos zur Tour könnt ihr gerne mal auf der offiziellen Website vorbeischauen: http://www.via-alpina.org/de/page/237/der-rote-weg In einem meiner ersten Beiträge findet ihr zudem eine Übersichtskarte der Alpen, in welcher der rote Weg eingezeichnet ist. Bei weiteren Fragen gerne per Mail melden: georgloesel@gmx.de

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